Die Idee, Energie aus dem Bodensee zu gewinnen, wird immer konkreter. Letzten Herbst wurde das Ingenieurbüro Amstein & Walthert mit der Machbarkeitsstudie beauftragt. Daraus geht ein grosses Potenzial für ein Fernwärmenetz heraus. Die Resultate wurden im Frühling dem Stadtrat präsentiert. Wichtige Ziele, wie den CO₂-Ausstoss der Stadt deutlich zu reduzieren, können mit diesem Vorhaben erreicht werden. Daher beschloss der Stadtrat, das Projekt weiterzuverfolgen und beauftragt die Gasversorgung Romanshorn AG mit der Ausarbeitung. Ziel ist es bis November 2023, das Projekt bis zur Entscheidungsreife auszuarbeiten. Dazu verstärkt der Energieexperte Nikos Karathanasis das Team als Projektleiter.

Seit 1988 Fernwärmenetz und doch ist alles neu

Obschon seit 1988 in der Kantonsschule Romanshorn ein Fernwärmenetz betrieben wird, sind die Herausforderungen im neuen Projekt gross. Um einem grossen Teil der Stadt Anschlussmöglichkeiten an das Fernwärmenetz zu bieten, muss es von Grund auf neu aufgebaut werden. Damit die benötigten 28 GWh (Gigawattstunden) Energie pro Jahr aus dem See zu gewinnen, müssen in der Seewasserfassung 950 Liter pro Sekunde durch die grossen Wärmetauscher fliessen und an das sogenannte Anergienetz übertragen werden. Dabei wird das Seewasser von ca. 4°C auf 1°C abgekühlt und wieder in den See geleitet. In drei Energiezentralen über die Stadt verteilt, wird mittels Wärmepumpen dem Wasser aus der Anergieleitung wiederum die Energie entzogen und das Heizwasser auf 75°C erwärmt und ins Fernwärmenetz eingespiesen. Ein solches Fernwärmenetz würde die Wärme zu mehreren Hundert Liegenschaften in Romanshorn (von Wohnhäusern bis Industriearealen) bringen.

«Es wird nicht leicht. Die 6’000 Tonnen CO Einsparung pro Jahr muss sich die Stadt Romanshorn hart erarbeiten.» Nikos Karathanasis, Projektleiter

Ein Generationenprojekt für ein nachhaltiges Romanshorn

Bei einem Projekt in diesem Umfang ist neben der Nachhaltigkeit auch die Wirtschaftlichkeit ein grosses Thema. Ziel ist es, eine für den Endverbraucher tragbare Lösung zu finden. Wie die Finanzierung im Detail aussehen wird, ist noch festzulegen. Beide Themen haben einen Einfluss auf die Wahl der Seewasserfassung, den Ort der Energiezentralen und der Leitungsführungen. Dabei wird beachtet, dass ein möglichst geringer Eingriff in die Landschaft und die vorhandene Infrastruktur notwendig sein wird. Hierbei stützt sich das Projektteam auf vorhandene Studien und arbeitet eng mit dem Ressort Energie und Umwelt der Stadt Romanshorn zusammen.

Sowohl das Projektteam als auch der Stadtrat sind überzeugt, der Bevölkerung ein gut ausgearbeitetes und ausgewogenes Projekt präsentieren zu können, nachhaltig und zukunftsorientiert – ein Generationenprojekt. Erste Wärmelieferungen wären ab 2027 realistisch, vorausgesetzt die Stimmbürger*innen nehmen den Projektantrag nächstes Jahr an.

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